Plastikfrei auf dem Wochenmarkt- ein Einkaufsbummel mit Bewusstsein

Unlängst fand ich in einem Supermarkt Bananen- geschält und in viel Plastikfolie wiederverpackt. Absurd, wo die Natur der gelben Krummfrucht doch schon eine praktische Umverpackung mitgegeben hat. Und auch wenn an Ostern die Fastenzeit ja offiziell endet- plastikfrei möchte ich die nächsten Wochen durchs leben gehen. Genug habe ich von Bildern verschmutzter Meere, genug, den wöchentlich anfallenden Plastikmüll zur Tonne zu tragen oder einfach der Unnötigkeit vieler Verpackungen, die einmal benutzt schon wieder im Müll landen. Und so entschließe ich mich als Einstieg für einen plastikfreien Ostereinkauf auf dem Gießener Wochenmarkt. Gründonnerstag soll es grüne Soße geben, Karfreitag natürlich Fisch. Ein bisschen Gemüse und Obst- Brot, Käse und Wurst fürs Frühstück. Den frisch gepressten Saft vom Saftstand nicht zu vergessen. Und genau hier steige ich ein, drücke Michael Zörkler meine mitgebrachte Glasflasche in die Hand.

Apropos mitbringen- ein bisschen Vorplanung bedarf der plastikfreie Einkauf doch. Bewehrt mit Papas altem Jagdtrucksack- wo früher mal ein ganzes Reh drin Platz fand- fühle ich mich mit Edelstahldosen, wiederverwendbaren Gemüsebeuteln, Leinentaschen und Tupperware bestens ausgerüstet. Der Saft ist rasch abgefüllt, weiter geht es zum Käsestand von Jan Van Werth. Der streckt mir schon die Hand entgegen als ich noch nach meiner Dose krame. „Immer häufiger haben die Kunden Dosen und eigene Verpackungen dabei“ kann der Käsefachmann bestätigen. „Es sind meist junge Kunden wie Studenten, die ein Bewusstsein zur Vermeidung von Umverpackung mitbringen“ kann er zudem beobachten. Bald ist die Käsedose gefüllt und kommt auch ohne mit Plastik beschichtetem Käsepapier aus. Am Nachbarstand schaue ich nach Kräutern für die grüne Soße und finde die Hessische Mischung vorsortiert und in Papier gewickelt. Noch ein Treffer. Und auch die benötigte Saure Sahne kann ich in wiederverwendbaren Pfandgläsern erstehen. Ich bin nicht die einzige, die an diesem Tag plastikfrei einkauft- eine Gruppe des Montessori- Kinderhauses ist ebenfalls in dieser Mission unterwegs. Mein gewünschtes Gemüse wird mir in meine mitgebrachten Beutel gepackt, das Brot kommt einfach in einen Leinenbeutel. An den Fleisch- und Fischwarenständen mache ich unterschiedliche Erfahrungen. Während am Fischstand die Verkäuferin noch meine Dose annimmt, vorab wiegt und dann mit Matjes befüllt, treffe ich beim Fleischkauf auf Bedenken. „Ich darf Ihre Dose leider nicht über die Theke nehmen“ bedauert eine Verkäuferin. „Aber ich kann Ihnen die Ware anreichen, wenn Sie die Dose auf der Theke abstellen.“ Eine einvernehmliche Möglichkeit, die auch nicht gegen die Hygienevorschriften verstößt, mich aber beim Kauf eines Suppenhuhns vor ungeahnte Probleme stellt. Meine mitgebrachte Schüssel ist nämlich viel zu klein für den angereichten Vogel. Eingewickelt in Papier jongliere ich das Huhn schließlich doch plastikfrei unter dem Arm nach Hause. Wie auch den Rest des Einkaufes, der an diesem Tag zwar ein wenig umfangreicher durch das ganze Transportmaterial ist, jedoch bis auf die Papierverpackung der Kräuter sogar komplett müllfrei ist. Leider muss ich Zuhause auch feststellen, dass auf der Innenseite des Kräuterpapiers eine dünne Plastikfolie aufgebracht ist. Beim nächsten Mal halte ich dann halt einfach Ausschau nach losen Kräutern.

Katrina Friese