Konsumfasten- die Erste..
Im Laufe eines Lebens sammelt sich ja doch eine Menge Zeug an. Dinge, die man irgendwann mal gekauft hat, weil man meinte, sie zu brauchen. Dinge, die irgendwann mal zu Ballast werden. Für mich isolierte bei vielem bald nur noch die „Last“. Es nervte mich, wenn ich beispielsweise für eine Abendwanderung meine Kopflampe suchte und mich erst einmal durch ein Arsenal von Taschen, eventuell irgendwann benötigten Campingsachen oder einfach nur Dingen, die „zu schade zum Wegwerfen“ sind, wühlen musste. Um dann festzustellen, dass die Batterien leer waren um dann eine erneute Suche ähnlichem Ausmaßes nach funktionierenden Batterien zu beginnen. Oft bin ich dann einfach ohne die doch recht nützliche Lampe losgezogen. Diese Episode lässt sich beliebig auf viele Dinge meines Besitzes ausweiten. Wenn ich mich bei meinen Freunden umschaute, lag mein Besitz im Durchschnitt, Bücher, Klamotten, vielleicht ein paar Küchenutensilien mehr (ich gebe zu, da hatte ich eine Schwäche). Dennoch träumte ich von übersichtlichen Regalen, Kleiderschränken mit Struktur und einem Badregalen wie im Hotel- leer und nur mit dem Nötigsten bestückt. Zeitgleich begann mein Kontostand ein wenig zu wachsen, ich konnte ich auf einmal Dinge kaufen, die ich mir vorher einfach nicht leisten konnte. Qualitative Dinge, solche, von denen Eltern immer sagen: Kauf lieber einmal Qualität, als Schrott, den du nach kurzer Zeit neu kaufen musst. Ich hatte viel Schrott gekauft- und diesen auch meist dann noch zu behalten, auch wenn längst ein Nachfolger fällig wurde. „Verkaufst du irgendwann mal bei eBay!“ so die Überlegung einiger in der Anschaffung doch teuerer Dinge. Wie ein Mahnmal stapelten sich im Keller ein Drucker, eine Espressomaschine und diverse Markenklamotten, die ich wahlweise nie anhatte, zu klein oder groß gekauft hatte oder einfach nicht mehr mochte.
Eines Tages machte es peng- ich bekam einen Wutanfall der Extraklasse, nachdem ich wieder einmal ewig nach irgendetwas gesucht hatte. Einen Wutanfall, der so viel Energie freisetzte, die sich spielend in eine tagelange Entrümplungsaktion kanalisieren lies. Ich brachte säckeweise Kleider zur Flüchtlingshilfe, stellte kartonweise Bücher vor die Tür und erledigte mehrere Fahrten zu einem Umsonstladen. Ich verschenkte, warf auch mal weg und fühlte mich mit jedem Ding, welches ich aus der Hand gab, freier und leichter. Ich freute mich so sehr an der Freude im Oxfamladen über ein paar in „scheinbar geistiger Umnachtung gekaufter“ Designerstiefel mit Plexiglasabsatz. Beobachtete mit fröhlichem Herzen einen alten Mann, der aus meiner Bücherkiste ein paar Handarbeitsbücher- bestimmt für seine Frau- zog und in in seinem verbeulten Fahrradkorb verstaute. Mit jedem Stück, welches in andere Hände ging, wuchs meine eigene Freude rasant. Ich reduzierte und bekam dadurch immer mehr. Mehr vom Glück und Freiheit, welches kein Ding mir jemals geben konnte.
Und somit habe ich beschlossen, nun einen Monat auf den Kauf neuer Dinge zu verzichten. Ich habe genug, sogar mehr als genug. Keine Kleidung, keine Bücher, keine Gegenstände, lediglich Lebensmittel und Sachen, die für das alltägliche Leben wirklich notwendig sind. Den IST- Stand halten, nur wenn etwas verbraucht, wirklich kaputt oder leer ist, es wirklich neu kaufen. Oder gebraucht, die Möglichkeiten sind ja mittlerweile unendlich.
Im wöchentlichen Abstand werde ich an dieser Stelle und im Gießener Anzeiger meine Erfahrungen aufschreiben.
Katrina Friese