Momentan fühlt sich alles ein bisschen an wie Weihnachten. Das Weihnachten einer Siebenjährigen, die sich über die Geschenke unterm Tannenbaum noch richtig freuen kann. So hagelt es seit ein paar Tagen Geschenke. Und die sind sogar richtig gut versteckt, vielleicht sind es doch vielmehr Ostergeschenke. Im Kleiderschrank finde ich ein bezauberndes Kleid, welches zwischen einigen anderen gut versteckt hängt. Im Bücherregal ein Yogabuch, nach dessen Inhalt ich schon lange gesucht habe. Im Küchenschrank findet sich plötzlich die perfekte Glaskaraffe für den selbstgepressten Saft und im Badregal steht ein tolles Parfüm, dessen Duft bestens zum nahenden Frühling passt. Weder der Weihnachtsmann, noch der Osterhase haben diese Geschenke gebracht, nein, es sind Dinge, die ich mir irgendwann einmal gekauft habe. Um sie zu bezahlen, nach Hause zu tragen und wegzuräumen. „Das liest du mal richtig, wenn du mal mehr Zeit hast!“ so der Gedanke beim reich bebilderten Yogabuch. „Perfekt, das Kleid ist genau das richtige für die nächste Übergangszeit!“ ein Gedanke, der mir seitdem scheinbar in jeder, wenn auch immer kürzer werdenden Übergangszeit, entfallen ist. So könnte ich ewig mit Dingen aus meiner Wohnung weiterspinnen. Dinge, die mich zwar beim Kauf noch erfreut haben, bald aber in Vergessenheit geraten sind. Nun fühlen sich diese Dinge an wie Geschenke, da sich durch diverse Entrümpelaktionen wieder zu Vorschein kommen und nun an präsenten Plätzen auf ihren Gebrauch warten. Es gibt auch noch ein weiteres Geschenk, welches ich durch mein Konsumfasen erhalte und das heißt Zeit. Zeit, die ich oftmals mit Stöbern in Bekleidungsgeschäften, Onlineportalen oder anderem Läden verbracht habe. Nicht, dass ich das nicht gerne mache, aber genau diese Zeit kann ich nun nutzen, um endlich mal mit dem Yogabuch zu arbeiten, mein „neues“ Kleid samt Frühlingsparfüm zu einem Treffen mit Freunden auszuführen oder noch mehr frischen Saft zu pressen. Und so fällt es mir leicht, auf momentanen Konsum zu verzichten. Ich gebe zu, natürlich muss ich mich manchmal am Riemen reissen, zu verlockend manch clever ausgedachte Werbestrategie oder Produktpräsentation: „Sind das süsse Schuhe da im Schaufenster! Wenn ich ein zweites Paar mitnehme, ist sogar eins davon reduziert.“ Das Internet macht es dem Konsumfaster noch einmal schwerer. So habe ich vor Wochen nur kurz nach einem neuen Sportoutfit geschaut und prompt hagelt es zu jeder Tages- und Nachtzeit Werbeanzeigen mit genau diesem hinreissend gemusterten Zweiteiler. Ich bekomme sogar eine Email von der Firma, dass besagtes Outfit nun wieder in meiner Größe erhältlich ist. Woher wissen die die denn nur? Doofe Frage, ja, ich weiss. Das Internet weiss alles und versucht mit allen Mitteln mich zum Kauf zu animieren. Ich gebe zu, der Gedanke, die Sachen nach meinem Fastenmonat zu bestellen, schleicht sich ein. Wie noch ein paar andere Dinge auf meiner heimlichen Wunschliste der Dinge. Dennoch, ich überlege viel mehr als zuvor, ob ich diese Dinge auch wirklich brauche, oder nur aus einer Lust heraus kaufen möchte. Beispielsweise haben meine Balkonmöbel in diesem Winter das Zeitliche gesegnet. Der Wunsch nach einer gemütlichen Loungeliege manifestierte sich, bei einem Bummel durch ein Möbelhaus- nur mal so zum gucken- schien auch genau das passende Teil vorhanden. Recht teuer zwar, aber momentan spare ich ja. Normalerweise hätte ich das Teil sofort gekauft, durch meinen Fastenmonat war ich jedoch „gezwungen“ ein paar Tage darüber nachzudenken. Um bekam prompt über Nacht eine tolle Idee, die Lounge aus ein paar Weinkisten selber zu bauen. Maßgefertigt und sogar mit Regal! So regt es scheinbar auch die Kreativität an, wenn nicht alles immer und sofort verfügbar ist. Ich geh dann mal auf den Balkon und überlege, ob ich wirklich die neuen Sportklamotten brauche.
Vielleicht ist das Outfit ja bis dahin in meiner Größe wieder ausverkauft…Die Bauanleitung der Lounge und weitere Beobachtungen erscheinen wieder auf meinem Blog: www.nomadendesgutenlebens.de.
Katrina Friese