Was bringt einen dazu, mehrere Wochen im Jahr auf 3,5 Quadratmetern zu leben? Bei Wind und Wetter, Klo wenn vorhanden, mindestens 100 Meter entfernt, zwei Gasflammen, eine Tasche mit Klamotten, Klappstühle und ein Bambustisch. „I won´t do that“ sagte einst ein Freund schaudernd, als ich ihm ein Bild meiner Neuanschaffung zeigte. Ein Miniwohnwagen von 1969, ein so genannter Weferlinger Heimstolz, der einst in der DDR von Trabbis und Wartburgs an die Ostsee gezogen wurde. Komplett aus finnischem Sperrholz gefertigt, mit einem orange- blauen Vorzelt aus schwerer Baumwolle, welches den Wohnraum nochmals um gute 1,5 Zimmer erweitert. Nicht ganz wasserdicht, aber dicht genug, um auch bei Regen ein gutes Essen mit Frischluft unter der Nase zu kochen. Warum tausche ich also für ein paar Wochen im Jahr mein schönes 100 Quadratmeter- Loft mit allen Annehmlichkeiten wie fliessendem Wasser, Sanitäreinrichtungen, dichtem Dach, Küche, Heizung, breitem Bett und jeder Menge Komfort gegen eine wackelige Behausung, die mich dazu nötigt, nur mit dem geringsten auszukommen? Genau aus diesem Grund! Die Reduktion auf das Wesentliche, ein Teller, einmal Besteck und zwei Töpfe, Zahnbürste, Wechselkleidung uns ein paar Bücher? Nun gut, das ganze mal zwei genommen, wir pflegen nämlich zu zweit zu reisen, was den Platz pro Person noch einmal halbiert. Gezogen von einem kleinen Renault zockelten wir schon mit den erlaubten 60 kmh, oder den uns selber zugestandenen 80 über Landstraßen, Autobahnen und Feldwege bis an den Titisee, ins pittoreske Elsass oder quer durch den Osten bis in die sächsische Schweiz. Mit der Ruhe und Muse zum Reisen, die man mit 160 Sachen auf der Autobahn einfach nicht erlebt. Mit Stops in Orten ganz nah an Zuhause, die durch die neue Betrachtungsweise auf einmal ganz neue Perspektiven wecken. Urlaub direkt um die Ecke?
Wer sich aufmacht, das Abenteuer zu suchen, wird es überall finden.
Wer sich gen Morgen aufmacht, die Welt zu erkunden,
voller Tatendrang und Energie den Widrigkeiten trotzt,
der wird am Abend sicher im Hafen einlaufen.
Wer auf dem Weg den Blick schweifen lässt, die sichere Fahrrinne auch mal verlässt,
der wird einen Weg finden, der ebenfalls zum Hafen führt.
Jedoch mit unendlicher Bereicherung und einer Freiheit, die unendlich ist.
(Katrina Friese, Hamburg 2014)
Der Sonne hinterher, so der Urlaubswunsch der letzten Jahre. Geklappt hat es meistens, da das Wohnei innerhalb von einer Stunde reisebereit zur Verfügung stehen kann. Weiter geht’s, sollten Regenwolken die nächsten Tage trüben. Am neuen Ort packt man wieder aus, stellt den Teekessel auf den Kocher und ist zuhause. Zuhause in der weiten Welt, überall und im tiefen Einklang mit sich, der Natur und des guten Lebens.