1. Was macht für dich ein gutes Leben aus?
Ganz klar meine Familie, Freunde und die gute Nachbarschaft. Auch die Freiheit, die ich heute gegenüber meines Arbeitslebens habe. Ich kann das machen, was ich will, ohne auf die Uhr zu schauen. Ich bin zufrieden, so wie es ist.
2.Was tust du für ein gutes Leben?
Ich bin jeden Tag in Bewegung, es gibt immer was zu tun. Ich kümmere mich um Haus und Garten oder bin in meiner Werkstatt oder helfe Nachbarn oder Freunden.
3. Dein Motto des guten Lebens:
So wie man sich gibt, so kriegt man es zurück!
Josef Hulin, 19.07.2017, Campingplatz Weiherhof
Josef und Resi sind auf den ersten Blick ein ungleiches Paar, Er ruhig und tief unter seinem Schnauzbart freundlich brummend wie ein Teddybär. Sie stotternd laut, und auch ein bisschen launisch und nervös. Gemeinsam haben die beiden schon einiges erlebt. Zusammen haben sie in gemütlichem Tempo den Bodensee umrundet, haben Schwarzwaldhügel erklommen und sonnige Tage am gemütlichen Titisee unter knorrigen Bäumen verbracht. 25 Jahre kennen sich die beiden nun, eine ganz besondere Verbindung, die von Abenteuern gefestigt wurde. Josef hat Resi damals in einem etwas desolaten Zustand für 900 D-Mark erstanden und sie liebevoll aufgebaut. Bleibt zu erwähnen, dass es sich bei Resi um einen Traktor Baujahr 1961 handelt, der nach dem Schlager „Resi, i hol die mit dem Traktor ab“ benannt ist. Seit einigen Jahren komplettiert noch Miniwohnwagen Puck das Gespann.
Und da beginnt dann auch das erste Abenteuer. Josef bricht auf zu einer Tour um den Bodensee, 15 Tage lang heißt es „Reisen statt Rasen“. Ein Aufkleber auf dem Heck des Miniwohnwagens mit eben diesem Motto beruhigt nachfolgende Autofahrer, die hinter dem 14 PS Gespann die Berge hochzockeln. Wie beispielsweise am Feldberg, im Sommer 2017 geht es nämlich für Josef und Resi in den Schwarzwald. Noch langsamer, noch gemütlicher. „Ich genieße das langsame Reise, die Freiheit, tun und lassen zu können, was und wann ich es will“ sagt der heutige Rentner. Morgens sitzt er gelassen mit einem Kaffee und der Zeitung vor dem Wohnwagen unter dem weißen Sonnensegel. Tiefe Ruhe ausstrahlend und wie ein gemütlicher Fels in der Brandung, der jederzeit in der temporären Nachbarschaft auf dem Campingplatz mit anpackt. „Wenn ich fahre, lasse ich alles hinter mir, dann ist das Vergangene egal“ sagt er. 34 Jahre lang hat er als Chemiearbeiter im Schichtdienst gearbeitet, Wechselschichten und maximal ein freies Wochenende pro Monat haben seine Freiheit und sein Familienleben auf manch Probe gestellt. Dabei ist der Rheinfeldener ein geselliger Familienmensch. An einem Sonntag am Titisee besucht ihn die Familie, es wird geplaudert, gebadet und erzählt. Gesprächsstoff hat Josef genug gesammelt, so hält er doch gerne einen Plausch mit den Zeltnachbarn oder beantwortet geduldig und ruhig neugierige Fragen zu seinem Aufsehen erlegenden Gespann. Manchmal sitzt er aber einfach nur da, der Blick gen See gerichtet und eine ansteckende Ruhe breitet sich wie eine heimelige Blase um ihn aus. Kein Gedanke mehr an die Arbeit, die viele Jahre sein Leben bestimmt hat. Heute ist Josef frei, genießt das Dasein, die Zeit, die er mit Fremden, der Familie und den Nachbarn erlebt. Oder aber diese besondere Zeit mit Resi, wertvolle Tage, die nur ihm ganz alleine gehören. Auf gemütlichen Plätzen, zwischen schattigen Baumriesen oder am Steuer der treuen, tuckernden Gefährtin mit 14 PS auf kurvigen Straßen und hügeligen Wegen.